Am 21. März 2020, nur fünf Tage vor seinem 94. Geburtstag, verstarb Herr Dr. Adalbert Kitsche.

Vor 30 Jahren, in den turbulenten Zeiten der deutschen Wiedervereinigung, war der überzeugte Europäer Dr. Adalbert Kitsche, damals Stellvertretender Hauptgeschäftsführer und Leiter des Bildungswerkes der Wirtschaft der Arbeitgeberverbände Nordrhein-Westfalens, nach Kontakten zum Institut für Berufspädagogik in Magdeburg, überzeugt, gemeinsam eine europäisch ausgerichtete Bildungseinrichtung zu schaffen. Im August 1990 bot sich die Möglichkeit, mit einer Förderung der Bundesrepublik an Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften Weiterbildungseinrichtungen in der DDR zu errichten. Ziel war, die fortgeschrittenen technologischen und ökonomischen Entwicklungen der Bundesrepublik in die DDR zu übertragen. Dr. Kitsche lud Personen des Instituts für Berufspädagogik Magdeburg, der Technischen Universität Berlin, der Universität Magdeburg und des ESTA-Bildungswerkes zur Gründung des Europäischen Bildungswerkes für Beruf und Gesellschaft nach Düsseldorf ein. Er bildete Teams aus Ost und West, die an drei Bildungsstandorten, so Magdeburg (gleichzeitig Sitz des gemeinnützigen Vereins), Potsdam/Brandenburg und Leipzig, das Europäische Bildungswerk für Beruf und Gesellschaft aufbauten. Damit schuf er in dieser Zeit des Umbruchs ein wirkliches deutsch-deutsches Projekt, aus dem sich in nunmehr 30 Jahren das heutige Europäische Bildungswerk für Beruf und Gesellschaft entwickelte.

Das EBG begleitete Dr. Kitsche auch bei der Gründung des Europäischen Verbandes Beruflicher Bildungsträger (EVBB) e. V. am 14.12.1992 als Gründungsmitglied und hat bis heute wichtige Positionen im Präsidium des Verbandes. Als Dr. Kitsche 2003 mit der Adalbert Kitsche Stiftung auch den Preis „DIE EUROPA“ ins Leben rief, waren an seiner Seite im Vorstand der Stiftung bis heute zwei Verantwortungsträger des EBG. Mit diesem Preis „DIE EUROPA“ wurden erfolgreiche Projekte zur Verminderung der Jugendarbeitslosigkeit, zur Verminderung der Langzeitarbeitslosigkeit und der Förderung von Benachteiligten in besonderer Weise gewürdigt.

Auch das EBG konnte auf der internationalen Konferenz des EVBB in Rom für sein Projekt „MOVES zur Reintegration von Strafgefangenen“ mit diesem Preis ausgezeichnet werden. Im Jahr 2019 errang das Gemeinschaftsprojekt „Jugendworkcamp“ Deutschland/Slowakei des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge Sachsen-Anhalt, der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt und der Deutsch-Slowakischen Gesellschaft Sachsen-Anhalt den 2. Platz.

Die enge Verbindung zu Herrn Dr. Kitsche wurde bis zu seinem Lebensende gewahrt. Stets stand er uns mit richtungsweisenden Ideen und Anregungen zur Seite. Kunst und Kultur im EBG gehen auf ihn zurück. Sein Lebensbaum, eine Eiche, hat sich gleich dem EBG zu einem mächtigen Baum entwickelt. Der Europagarten des EBG und seine Kunststiftungen erinnern uns neben dem EBG selbst an unseren Europäer Dr. Adalbert Kitsche.

Im Andenken an seine Verdienste für das EBG soll das Bildungs- und Kulturzentrum des EBG in Alt Westerhüsen seinen Namen tragen.

Prof. Dr. Bernhard Beckmann

Aufsichtsratsvorsitzender
des Europäischen Bildungswerkes für Beruf und Gesellschaft gGmbH